FAQ: Grundidee

Welches ist die Grundidee der Netzwerk-Schule?

Die Netzwerk-Schule ist eine sogenannte Demokratische Schule für alle Schüler*innen ab 6 Jahren. Als Gemeinschaftsschule umfasst sie die Jahrgänge 1 bis 10.

Die Aufnahme in die Schule ist nicht von Leistungen, Begabungen, Fähigkeiten oder Erfolg abhängig. Die Schule ermöglicht den Schüler*innen, ihren persönlichen Interessen zu folgen und unterstützt sie dabei. Deshalb sind von vornherein festgelegte Altersstufen und Klassenverbände mit einheitlichem Stundenplan nicht vorgesehen.

Die Netzwerk-Schule ist offen für Schüler*innen mit Behinderungen und besonderem Assistenzbedarf.

Was ist eine Demokratische Schule?

Demokratische Schulen verfolgen zwei Grundideen: Selbstbestimmung bezüglich des eigenen Lernens und Mitbestimmung bezüglich der Organisation der Schule. Regeln werden gemeinsam in einer wöchentlich tagenden Schulversammlung vereinbart. Die meisten Demokratischen Schulen haben ein eigenes Justizwesen (wie in demokratischen Staaten üblich), mit dem Konfllikte gerecht von den Beteiligten geklärt werden können.

Weltweit existieren Demokratische Schulen in rund 30 Ländern. Es gibt ein internationales Netzwerk Demokratischer Schulen, zu dem auch die älteste demokratische Schule, Summerhill (England) gehört.

www.idenetwork.org

Was unterscheidet die Netzwerk-Schule von anderen freien Schulen?

Freie Schulen verfolgen sehr unterschiedliche pädagogische Konzepte. Die Netzwerk-Schule ist eine Demokratische Schule, sie zeichnet sich vor allem durch selbstbestimmtes Lernen und demokratische Strukturen innerhalb der Schule aus.

Gibt es Vorbilder für die Netzwerk-Schule?

Ja. Weltweit gibt es eine ganze Reihe an Demokratischen Schulen. Viele der Demokratischen Schulen sind im International Democratic Education Network vernetzt. Der Trägerverein Netzwerk Spiel/Kultur hat die 13. International Democratic Education Conference (IDEC) 2005 in Berlin ausgerichtet, an dem Vertreter von Demokratischen Schulen aus 28 Ländern teilgenommen haben. Es gibt einen regen Austausch dieser Schulen untereinander, an dem sich die Netzwerk-Schule beteiligt.

Warum nennt sich die Netzwerk-Schule „demokratisch“?

Bei den sogenannten Demokratischen Schulen geht es um die interne Organisation der Schule als direkte Demokratie. Schüler*innen haben direkte Einflussmöglichkeiten auf alle Entscheidungen, von denen sie betroffen sind.

Traditionelle Schulen werden über eine lange Legitimationskette extern demokratisch kontrolliert. Die Schüler*innen werden dabei zu Objekten von Verwaltungsentscheidungen auf die sie keinen Einfluss haben.

Das ähnelt doch sehr dem Ansatz der antiautoritären Erziehung aus den 60er Jahren!

Demokratische Schulen werden manchmal mit der antiautoritären Erziehungsbewegung in einen Topf geworfen. Die sogenannte antiautoritäre Erziehung hat allerdings etwas einseitig die möglichst unbeschränkte persönliche Freiheit betont. Demokratische Schulen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von den Ideen der antiautoritären Erziehungsbewegung. Beispielsweise wird an Demokratischen Schulen sehr viel Wert auf gemeinsam formulierte Regeln gelegt, die die Rechte des Einzelnen sichern und die Entscheidungsfindung nachvollziehbar und gerecht machen. Die Freiheit an einer Demokratischen Schule endet dort, wo die Rechte anderer verletzt werden.

Ist das nicht ein allzu individualistischer Ansatz?

Wir glauben, dass Kinder ein Recht auf die volle Anerkennung und Förderung ihrer Individualität haben. Erst wenn Kinder in ihrer Individualität wahrgenommen werden, sind sie frei, echte soziale Beziehungen aufzubauen. Wir glauben, dass Menschen, die in ihrer Individualität gewürdigt werden, eher bereit sind, soziale Mitverantwortung zu übernehmen.

Im Schulalltag vergleichbarer, existierender Demokratischer Schulen läßt sich eine ausgeprägte Gemeinschaftskultur beobachten. Durch die Freiwilligkeit und die vielen Möglichkeiten, sich zu engagieren (Komitees, Arbeitsgemeinschaften), ergeben sich zahllose Konstellationen, in denen die Schüler zusammenarbeiten.

Auch zwischen den Mitarbeitenden und den Schüler*innen besteht ein persönliches Verhältnis, das über Wissensvermittlung hinaus geht; es gibt deshalb viele Gelegenheiten mit den Schüler*innen zu sprechen, falls diese nicht genug Anschluß an die Gemeinschaft finden sollten.

Das ist doch ein sehr elitärer Ansatz!

Ganz und gar nicht. Demokratie ist per definitionem kein elitäres Konzept. Eine Demokratische Schule funktioniert mit Schüler*innen, die über ganz unterschiedliche familiäre, soziale und finanzielle Hintergründe verfügen.

In anderen Ländern haben Verfechter der Idee demokratischer Bildungseinrichtungen ganz bewußt Schulen mit schwierigen Schüler*innen in sozial benachteiligten, problembelasteten Nachbarschaften nach den von uns angestrebten Prinzipien organisiert und bewiesen, daß der Ansatz zur Verminderung von Gewalt beiträgt und das Schulklima und die Leistungen der Schüler*innen insgesamt wesentlich verbessert.

Der immer wieder auftauchende pauschale Elite-Vorwurf bezieht sich auf die finanziellen Möglichkeiten der Eltern, auf den Bildungshintergrund der Herkunftsfamilie und auf die intellektuellen Fähigkeiten der Kinder. – Auf diese Konstellationen gehen wir in den nachfolgenden Fragen gesondert ein.

Nur Kinder aus reichen Familien werden die Netzwerk-Schule besuchen!

Es gehört zu unserem Selbstverständnis, dass die Besitzverhältnissen der Eltern nicht über die Aufnahme der Schüler*innen entscheiden. In der Praxis stößt diese Grundhaltung aber an Grenzen, die staatlichen Regelungen geschuldet sind und uns nicht zum Vorwurf gemacht werden können.

Als Schule in Freier Trägerschaft erhalten wir im Land Berlin einen staatlichen Zuschuß, der maximal 93% der Personalkosten vergleichbarer Schulen entspricht. Folglich muß die Schule für die Differenz der Personalkosten, für zusätzliches Personal, für Betriebskosten und für pädagogisches Material und Projekte andere Einnahmen haben. Wie die meisten Schulen in Freier Trägerschaft sind wir deshalb auf Elternbeiträge (Schulgeld) angewiesen.

Wir möchten das Schulgeld so niedrig wie möglich halten und sozial staffeln. Am liebsten würden wir ganz darauf verzichten.

Wir setzen uns dafür ein, dass alle Schulen, unabhängig von ihrer Trägerschaft, vollständig öffentlich finanziert werden (Recht auf kostenlose Schulbildung). Das ist jedoch eine politische Forderung, die wir nicht allein durchsetzen können. Es ist ungerecht, sozialen und demokratischen Projekten wie einer Demokratischen Schule politische Rahmenbedingungen aufzuerlegen, die zu aussondernden Verhältnissen führen – und anschließend das Resultat zu ächten. Der Vorwurf geht dabei an die falsche Adresse.

Nur Kinder aus bildungsnahen Schichten werden die Netzwerk-Schule besuchen!

Die Netzwerk-Schule ist für alle Schüler*innen offen, wir sind ausdrücklich an der Heterogenität der Schüler*innen interessiert. Die Vielfalt der Lebenshintergründe fassen wir als Chance und Bereicherung auf. Unser Ansatz vermeidet, daß Schüler*innen aus bildungsfernen Schichten als Verlierer*innen dastehen. An der Netzwerk-Schule kann sich jeder entsprechend seiner Fähigkeiten, Interessen und Potenziale optimal entwickeln und wir vermeiden Bewertungen, die unvergleichbare Verhältnisse vergleichbar machen sollen, aber nur zu Herabsetzungen und Selbstwertproblemen führen.

Dem genannten Vorwurf sind andere, ähnliche Schulinitiativen offensiv begegnet, in dem sie ganz gezielt Schüler*innen mit problematischem familiärem Hintergrund in schwieriger sozialer Situation aufgenommen haben und sich um diese entsprechend individuell und erfolgreich gekümmert haben. Die Erfahrungen anderer Demokratischer Schulen zeigen, dass unterschiedliche Gründe zu einer Entscheidung für eine Demokratische Schule führen können.

Manchmal suchen Eltern eine Alternative für ihre Kinder, denen es an einer herkömmlichen Schule nicht gut geht oder die dort sogar schon als „gescheitert“ gelten. Auch sogenannte „schwierige“ Schüler*innen finden ihren Weg an eine Demokratische Schule.

Nur intelligente Kinder werden vom Ansatz der Netzwerk-Schule profitieren!

Hinter dieser Kritik steht die These, daß Schüler*innen mit geringeren kognitiven Fähigkeiten von dem hohen Maß an Selbstbestimmung überfordert sind. Diese These ist jedoch widerlegt.

In verschiedenen Untersuchungen (Falko Peschel, Derry Hannam) konnte gezeigt werden, dass Schüler*innen unabhängig von ihren intellektuellen Fähigkeiten von einem hohen Maß an Selbstbestimmung profitieren. Kinder, die bereits eine Empfehlung für die Sonderschule hatten, konnten durch den durch Selbstbestimmung geprägten Ansatz von Falko Peschel in eine reguläre Grundschulklasse integriert werden und erhielten danach Empfehlungen für weiterführende Sekundarschulen. (s. Literatur am Ende der Konzeption)

Nur bereits gescheiterte Schüler*innen werden die Netzwerk-Schule besuchen!

Wir lehnen den Begriff „gescheiterte Schüler*in“ ab und glauben eher, dass die betreffende Schule gescheitert ist, auf die persönliche Situation solcher Kinder und Jugendliche einzugehen.

Aber die Erfahrung zeigt tatsächlich: Kinder und Jugendliche, mit denen die herkömmliche Schule Schwierigkeiten hatte, melden sich manchmal an einer Demokratischen Schule an. Dort haben sie die Chance, sich von ihren bisherigen schmerzhaften Erfahrungen zu erholen und ihren persönlichen Weg zu entdecken. Das bedeutet aber nicht, dass eine Demokratische Schule ausschließlich aus solchen Schüler*innen besteht. Es gibt ein großes Interesse an Demokratischen Schulen von Seiten einer aufgeklärten, bildungsbewußten Bevölkerungsschicht.



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