FAQ: Lernen

Wie lernen die Kinder an der Netzwerk-Schule?

Die Netzwerk-Schule baut auf intrinsische Motivation und unterstützt selbstgesteuerte Lernprozesse. Dazu stellt sie eine anregende Umgebung zur Verfügung. Die Vielfalt der Wissensbereiche und Tätigkeitsfelder wird durch Kompetenzraster, aber auch durch die Ausstattung, Materialien, Werkstätten, Bücher etc. repräsentiert.

Neben dieser materiellen Ausstattung ergeben sich aus dem unterschiedlichen Entwicklungsstand der verschiedenen Schüler*innen, aus den Gesprächen mit den Lehrenden und den sonstigen Anregungen aus dem Alltagsleben ununterbrochen Fragen, die Lernprozesse provozieren.

Darüberhinaus wird es Kurse geben, die man sich wie herkömmlichen Unterricht vorstellen kann, die aber auch den Charakter von Workshops (Bildende Kunst, Computer-Programmierung, Kochen, naturwissenschaftliche Experimente usw.) bekommen können. Der Besuch der Kurse ist freiwillig. Die Zusammensetzung solcher Kurse wird gemeinsam mit den interessierten Schüler*innen abgesprochen und kann sich über verschieden lange Zeiträume erstrecken.

Die Schule ist im doppelten Sinn offen konzipiert: Einerseits können die Schüler*innen innerhalb der Schule Räume, Materialien und Methoden in unterschiedlicher Weise für die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Kompetenzen des Rahmenlehrplans nutzen. Andererseits besteht die Möglichkeit, Wissen außerhalb des Gebäudes, im Stadtteil oder während besonders geplanter Exkursionen zu erwerben.

Was bedeutet Selbstbestimmung bezüglich des eigenen Lernens?

Lernen ist dann am nachhaltigsten, wenn es aus intrinsischer Motivation heraus geschieht. Deshalb ist es wichtig, den Schüler*innen selber zu überlassen, womit sie sich zu welchem Zeitpunkt und in welcher Intensität beschäftigen möchten. Es wird keine Pflichtaufgaben geben, die in einer bestimmten Art und Weise in fest vorgegebener Zeit abgearbeitet werden müssen. Diese Vorgehensweise ist deshalb sinnvoll, weil Fremdbestimmung beim Lernen die Wissensaneignung behindert, teilweise sogar verhindert.

Was ist mit Schlüsselkompetenzen gemeint?

Die Menschen benötigen zahlreiche Kompetenzen, um sich den anspruchsvollen Herausforderungen der heutigen Welt stellen zu können. Es hätte jedoch nur beschränkten praktischen Nutzen, ausführliche Listen aufzustellen, in denen alles enthalten ist, was in den verschiedenen Kontexten und Lebensphasen erforderlich ist.

Hier setzt das Konzept der Schlüsselkompetenzen an. Die OECD hat drei Kategorien von Schlüsselkompetenzen formuliert, die für ein individuell erfolgreiches Leben und für die Entwicklung einer sozio-ökonomisch nachhaltigen und demokratischen Gesellschaft unentbehrlich sind:

  • Interaktive Anwendung von Medien und Mitteln (Tools)
  • Interagieren in heterogenen Gruppen
  • Eigenständiges Handeln

Was sind Kompetenzraster?

Angelehnt an den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen stellen die Kompetenzraster die klassischen Schulfächer (und auch andere Gebiete) in Form einer Matrix dar. Vertikal werden inhaltliche Kriterien aufgeführt, die für das entsprechende Fach relevant sind. Horizontal findet eine Einteilung in vier bis sechs Niveaustufen statt.

Wozu dienen die Kompetenzraster?

Die Kompetenzraster erfüllen eine doppelte Funktion. Zum einen dienen sie den Schülern als inhaltliche Orientierung. Zum anderen stellen die Kompetenzraster den Lernenden ein Werkzeug zur Selbstevaluation zur Verfügung.

Welche Unterrichtsangebote gibt es in der Netzwerk-Schule?

Unterricht ist im Allgemeinen die Grundlage allen Lernens in herkömmlichen Schulen. In der Netzwerk-Schule ist Unterricht nur eine Möglichkeit von vielen, die den Schüler*innen zur Verfügung stehen. Um von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen, ergreifen die Schüler*innen selbst die Initiative. Einzelne oder mehrere an der Durchführung eines bestimmten Unterrichts interessierte Schüler*innen suchen eine*n Lehrer*in auf und treffen mit ihm/ihr eine Vereinbarung. Dabei verständigen sie sich über den Inhalt des Kurses, verabreden, auf welche Weise (Üben, Lesen, Exkursion, Hausaufgaben...) sie ihn sich aneignen wollen und einigen sich, wann, wie oft und wie lange sie sich treffen. Schüler*innen und Mitarbeiter*innen verpflichten sich, die vereinbarten Regelungen für den besprochenen Zeitraum einzuhalten oder gegebenenfalls gemeinsam neu zu gestalten. Die Kurse werden dabei nicht unbedingt aus Gruppen gleichaltriger Schüler*innen bestehen. Ausschlaggebend für die Zusammensetzung eines Kurses ist vielmehr das Interesse der Schüler*innen und gegebenenfalls das Niveau des Stoffes.

Diese Art von Kursen kann auch mit einem Erwachsenen außerhalb des Mitarbeiterkreises organisiert werden, wenn dieser das fachliche Wissen oder den Erfahrungsschatz hat, nach dem die Schüler*in fragen. Es ist ebenfalls möglich, dass Kurse dieser Art außerhalb des Schulgeländes, z.B. in einer anderen Einrichtung oder bei Exkursionen stattfinden.

Wie in anderen ähnlich strukturierten Schulen wird es dadurch möglich sein, auch Wissensgebiete einzubeziehen, die nicht zum klassischen Schulstoff gehören, wie z.B. Wirtschaftskunde, Rechtswesen, Psychologie, bestimmte Kunst-Richtungen oder seltene Sprachen. Die Netzwerk-Schule bietet dadurch mehr Wissensstoff an als viele andere Schulen.

Wie lernen Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen?

Die Schule bietet eine vielfältige und anregende Umgebung, in der Schrift und Zahlen eine herausragende Rolle spielen. Es gibt viele Bücher; Kurse werden in schriftlicher Form angekündigt, Protokolle der Versammlungen verfasst etc. Kinder werden unausweichlich in vielfältiger Weise mit Schrift konfrontiert. Sie lernen Lesen und Schreiben, indem sie an dieser Kultur teilhaben. Nicht alle werden Lesen und Schreiben zur gleichen Zeit lernen, aber alle lernen es. Das zeigen die Erfahrungen aller Demokratischen Schulen.

Ähnliches gilt für das Rechnen. Zahlen kommen ständig in der Schule und im Alltagsleben vor. Beim Backen, beim Anstreichen der Räume, beim Kartenspiel. Der Impuls, elementare Rechenoperationen zu beherrschen, ergibt sich oft aus dem Umgang mit Geld.

Alles was über das Notwendige im Alltagsgebrauch hinausgeht - Deutsche Sprache, Literatur höhere Mathematik - wird in Projekten (bspw. Theater) und in speziellen Kursen vermittelt. Siehe dazu auch die Fragen im Abschnitt Zeit – Stundenpläne etc.

Können Kinder überblicken, was sie später einmal brauchen werden?

Was ein Mensch später in seinem Leben brauchen wird, kann niemand voraussagen, auch kein Erwachsener. Es ist ein Mythos, dass man durch die Aneignung eines vordefinierten Wissenskanons auf alle Eventualitäten im späteren Leben vorbereitet sein wird. Vieles vom Unterrichtsstoff, den Schüler an einer traditionellen Schule lernen müssen, kommt in ihrem späteren Leben nie wieder vor. Es ist zum großen Teil totes Wissen, das sie zudem (und deshalb) schon bald wieder vergessen haben. Es ist verschwendete Lebenszeit, die Schüler*innen effektiver hätten nutzen können, wenn sie ihnen zur Verfolgung ihrer Leidenschaften zur Verfügung gestanden hätte.

Von ein paar Dingen kann man mit Sicherheit sagen, dass sie für Kinder später einmal unabdingbar sein werden, wenn sie in unserer Gesellschaft zurechtkommen wollen. Das betrifft vor allem die sogenannten Kulturtechniken. Aber gerade weil diese Dinge so wichtig sind, werden Kinder sie sich aneignen wollen. Kinder merken sehr schnell, dass Lesen, Schreiben und Rechnen ein wichtiger Teil unserer Kultur ist. Und sie wollen an dieser Kultur teilhaben.

Auch für viele andere Wissensgebiete interessieren sich die Schüler durch die Auseinandersetzung bzw. Zusammenarbeit mit anderen Schüler*innen, den Lehrer*innen und ihrer sonstigen Umwelt. Allerdings interessieren sich nicht alle Schüler*innen gleichzeitig und mit der gleichen Intensität für bestimmte Fachgebiete. Wenn man sie drängen würde, sich mit Themen zu beschäftigen, zu denen sie sonst (noch) keinen Bezug haben, würde das nachhaltige Abneigung hervorrufen und zudem das Lernen uneffektiv machen und behindern.

Wie kommen die Kinder mit all den Wissensgebieten in Berührung?

Die Schule wird über Bücher und vielfältige Lernmaterialien verfügen und somit umfangreiche Anregungsmöglichkeiten bieten. Die Inhalte der klassischen Schulfächer werden in so genannten Kompetenzrastern dargestellt, die jedem Schüler zur Verfügung stehen. Darüberhinaus werden Kinder sich selbständig auf Entdeckungsreise begeben - auch außerhalb des Schulgebäudes. Dabei kommen sie mit einer Vielzahl an Wissensgebieten in Berührung.



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